Grundfähigkeitsversicherung

Grundfähigkeitsversicherung – Was ist das?

von GuidoLehberg | Jul 8, 2020

Wir reden hier vom Begriff der Grundfähigkeits-Versicherung. Korrekt ist dabei eigentlich die Bezeichnung der Grundfähigkeitsversicherung. Das hat damit zu tun, dass nicht nur eine (Grund-) Fähigkeit in dieser Versicherung versichert ist, sondern mehrere.  Eigentlich gibt es die Grundfähigkeitsversicherung schon seit langer Zeit. Früher vor allem durch die Canada Life oder auch durch die WWK angeboten und vermittelt worden. Aber erst seit der Einführung durch den Volkswohl Bund im Jahr 2015 ist die Grundfähigkeitsversicherung richtig bekannt geworden. Der Volkswohl Bund hat bei ihrem Tarif mit dem Namen „Existenz“ eine wichtige Neuerung eingeführt: Vorher wurde erst eine Rente aus dieser Versicherung fällig, wenn mehrere Grundfähigkeiten gleichzeitig verloren gegangen waren. Bei „Existenz“ reicht schon der Verlust einer Fähigkeit aus.

 

Für wen eigenet sich eine Grundfähigkeitsversicherung?

Die Grundfähigkeitsversicherung wird gerne als Alternative zur Berufs­unfähig­keitsversicherung für Handwerker, Pflegeberufe und alle anderen körperlich schwer tätigen Berufe propagiert. Jedoch sei die Berufs­unfähig­keitsversicherung immer die bessere Wahl und die GF-Versicherung nur eine Art „Notnagel“. Doch das stimmt so nicht. Streng genommen ist die Grundfähigkeitsversicherung gar nicht mit der Berufs­unfähig­keitsversicherung zu ver­gleichen. Die BU-Versicherung hat primär die Aufgabe den bisher erworbenen Status und die Lebensstellung (wirtschaftlich und sozial) abzusichern. Hier lesen Sie mehr zur Berufs­unfähig­keitsversicherung. Die Grundfähigkeitsversicherung hingegen versichert elementare Fähigkeiten eines jeden Menschen. Dabei stimmt die Aussage, eine BU-Versicherung würde immer eher zahlen als eine Grundfähigkeitsversicherung, nicht. In einem sehr tragischen Fall aus meinem Kundenkreis wird dies deutlich: Ein Ingenieur erleidet eine schwere Nervenkrankheit und kann seine Arme nicht mehr bewegen. Seine Arbeit kann er jedoch auf eigene Initiative weiter ausüben Mithilfe von Sprachsteuerung und sein Arbeitgeber zahlt ihm weiterhin das Gehalt wie vorher. Eine Berufs­unfähig­keitsversicherung kann dann im Rahmen der konkreten Verweisung prüfen und die Rente gegebenenfalls verweigern. Die Grundfähigkeitsversicherung würde aufgrund des Verlustes der Fähigkeit den Arm zu gebrauchen relativ schnell leisten. Selbstverständlich gibt es auch zahlreiche Beispiele, bei denen es genau andersherum ist. Also, bei denen die BU-Versicherung zahlt und die Grundfähigkeitsversicherung nicht zur Leistung kommt. Daher lässt sich pauschal nicht beantworten für wen welche Absicherung ideal ist. Es ist immer eine Frage der individuellen Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen und bedarf daher ausreichend Informationen und einer Beratung.

 

Wann zahlt eine Grundfähigkeitsversicherung?

Bei der Grundfähigkeitsversicherung sind zahlreiche Fähigkeiten versichert. Welche genau, das hängt von den jeweiligen Versicherungsbedingungen ab. 

Folgende Grundfähigkeiten können Sie in fast jedem Tarif absichern:

  • Hören
  • Sprechen
  • Sehen
  • Gehen
  • Treppe steigen
  • Gebrauch der Hände
  • Gebrauch der Arme
  • Bücken / Knien
  • Stehen
  • Sitzen
  • Heben / Tragen
  • Verlust der Fahrlizenz eines PKW

Hinzu kommen bei einigen Grundfähigkeits-Tarifen noch z.B.:

  • die Benutzung eines Smartphones
  • Schreiben
  • die Benutzung einer PC-Tastatur
  • Verlust des Gleichgewichts
  • Verlust der Fahrlizenz Klasse C / D
  • Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel
  • Fahrrad fahren

Können Sie nun mindestens eine dieser Fähigkeiten nicht mehr so ausüben, wie es die Grundfähigkeitsversicherung verlangt, dann bekommen Sie Ihre Rente. Dabei muss der Verlust der Grundfähigkeit nicht zwingend dauerhaft sein. In der Regel reichen (voraussichtlich) 12 Monate. Die Allianz, die Bayerische, die Canada Life, die Nürnberger, die Stuttgarter und auch die Zurich bieten aber mindestens alternativ einen verbesserten Zeitraum von nur 6 Monaten an. Ich gehe davon aus, dass diesem Trend weitere Versicherer folgen werden.

Vielleicht haben Sie schon von jemandem gehört oder gelesen, dass die Berufs­unfähig­keitsversicherung immer die beste Lösung sei. Die Grundfähigkeitsversicherung hingegen würde nur eine Notlösung darstellen für Handwerker oder Alten- und Krankenpfleger. Zu meiner Zielgruppe gehören überwiegend akademische Berufe wie Steuerberater, Ingenieure, Informatiker, Architekten oder auch Versicherungsmathematiker / Aktuare. Also alles Berufe, bei denen man vielleicht pauschal die Grundfähigkeitsversicherung als nicht besonders geeignet bezeichnen würde. Doch das stimmt so nicht. Ich habe Ihnen ein Beispiel aus der Praxis aufgeführt, bei denen die Grundfähigkeitsversicherung eine Rente leistet, wogegen die Berufs­unfähig­keitsversicherung (noch) nicht zahlen muss.